George Berkeley: A treatise concerning the Principles of human knowledge. Ed. by Charles P Krauth. Philadelphia: Lippincott, 1874. Sec. 23, p. 206.
»23. But, say you, surely there is nothing easier than for me to imagine trees, for instance, in a park, or books existing in a closet, and nobody by to perceive them. I answer, you may so, there is no difficulty in it; but what is all this, I beseech you, more than framing in your mind certain ideas which you call books and trees, and at the same time omitting to frame the idea of any one that may perceive them? But do not you yourself perceive or think of them all the while? This therefore is nothing to the purpose: it only shews you have the power of imagining or forming ideas in your mind; but it does not shew that you can conceive it possible the objects of your thought may exist with out the mind. To make out this, it is necessary that you conceive them existing unconceived or unthought of, which is a manifest repugnancy. When we do our utmost to conceive the existence of external bodies, we are all the while only contemplating our own ideas. But the mind taking no notice of itself, is deluded to think it can and does conceive bodies existing unthought of or without the mind, though at the same time they are apprehended by or exist in itself. A little attention will discover to any one the truth and evidence of what is here said, and make it unnecessary to insist on any other proofs against the existence of material substance.«
Deutsch: George Berkeley: Abhandlung über die Principien der menschlichen Erkenntnis. Berlin 1869. http://www.zeno.org/nid/20009159118
»XXIII. Aber es ist doch, sagt ihr, gewiss nichts leichter, als sich vorzustellen, dass z.B. Bäume in einem Parke oder Bücher in einem Cabinet existiren, ohne dass Jemand sie wahrnimmt. Ich antworte: es ist freilich nicht schwer, dies vorzustellen, aber was, ich bitte euch, heisst dies alles anders, als in eurem Geiste gewisse Ideen bilden, die ihr Bücher und Bäume nennt, und gleichzeitig unterlassen, die Idee von Jemandem, der dieselben percipire, zu bilden? Aber percipirt oder denkt ihr selbst denn nicht unterdess eben diese Objecte? Dies führt also nicht zum Ziel; es zeigt nur, dass ihr die Macht habt, zu erdenken oder Vorstellungen in eurem Geiste zu bilden; aber es zeigt nicht, dass ihr es als möglich begreifen könnt, dass die Objecte eures Denkens ausserhalb des Geistes existiren; um dies zu erweisen, müsstet ihr vorstellen, dass sie existiren, ohne dass sie vorgestellt werden oder an sie gedacht werde, was ein offenbarer Widerspruch ist. Wenn wir das Aeusserste versuchen, um die Existenz äusserer Körper zu denken, so betrachten wir doch immer nur unsere eigenen Ideen. Indem aber der Geist von sich selbst dabei keine Notiz nimmt, so täuscht er sich mit der Vorstellung, er könne Körper denken und denke Körper, die ungedacht von dem Geiste oder ausserhalb des Geistes existiren, obschon sie doch zugleich auch von ihm vorgestellt werden oder in ihm existiren. Ein wenig Aufmerksamkeit wird einem Jeden die Wahrheit und Evidenz dessen, was hier gesagt worden ist, zeigen und es überflüssig machen, andere Beweise gegen die Existenz einer materiellen Substanz aufzustellen.«
Es ist nichts leichter, als sich etwas vorzustellen, was nicht wahrgenommen wird? Zum Beispiel Bäume in einem Park, oder Bücher in einem Schrank, und niemand sieht sie. – Aber wenn du dir das vorstellst, nimmst du selbst sie dann nicht wahr? Und stellst du sie dir nicht dich selbst vor, wie du sie wahrnimmst?
Berkeley vertritt bekanntermaßen die These „esse est percipi“, Sein ist Wahrgenommenwerden. Die Existenz einer cartesischen Res extensa kann durch die Sinne nicht bewiesen werden, weil der menschliche Geist nie näher an die materiellen Objekte herankommt, als in seinen Sinnesempfindungen. Berkeley kam zu dem Schluss, dass es darum keine Objekte unabhängig von ihrer Wahrnehmung geben könne. Das Gedankenexperiment sucht zu zeigen, dass dies auch für die Vorstellung von Objekten gilt: Stelle ich mir Objekte vor, so stelle ich sie mir als wahrgenommene vor; es ist unmöglich, sie sich anders vorzustellen.
Enthalten in: Tittle 2005, 6-7.