Xenophanes aus Kolophon, Fragmente. Hier deutsch zitiert nach: Die Fragmente der Vorsokratiker. Griechisch und Deutsch von Hermann Diels. 1. Band, 4. Aufl. Berlin 1922. http://www.zeno.org/nid/2000927815X
»14. Doch wähnen die Sterblichen, die Götter würden geboren und hätten Gewand und Stimme und Gestalt wie sie.
15. Doch wenn die Ochsen (und Rosse) und Löwen Hände hätten oder malen könnten mit ihren Händen und Werke bilden wie die Menschen, so würden die Rosse roßähnliche, die Ochsen ochsenähnliche Göttergestalten malen und solche Körper bilden, wie (jede Art) gerade selbst das Aussehen hätte.
16. Die Äthiopen (behaupten, ihre Götter) seien schwarz und stumpfnasig, die Thraker, blauäugig und rothaarig.«
Wenn Tiere fähig wären, sich zu äußern, z.B. in der Kunst, würden wir sehen, dass sie ihre Vorstellung der Götter nach ihrem eigenem Bilde geformt haben: Kühe würden Kuhgötter malen, Pferde Pferdegötter.
Das Szenario bezieht Überzeugungskraft von der Beobachtung, die Xenophanes hinzufügt: dass die menschlichen Völker ihre Göttervorstellung ebenfalls nach ihrem Bilde formen.
Es drängt sich unwillkürlich die Frage auf, ob der Gedanke auch überzeugt, wenn die Tiere in Unfreiheit leben, beispielsweise als Haustiere gehalten werden.
Enthalten in: Cohen 2010, 145-149.
Rescher 1991: Nicholas Rescher: Thought experimentation in presocratic philosophy. In: Horowitz, Massey 1991, S. 32-41, hier S. 36.