In einem fernen Wald schlägt ein Blitz in einen Baum ein, dabei kommt es zu einem Waldbrand. Der Baum stürzt zudem um und klemmt ein Rehkitz ein; es zieht sich in der Folge schreckliche Verbrennungen zu, an denen es tagelang leidet, ehe es endlich stirbt. Es sieht so aus, als sei das Leiden dieses Rekitzes sinnlos.
William L. Rowe: The problem of evil and some varieties of atheism. American philosophical quarterly 16 (1979) 4, 335-341, hier 337.
Das Bambi-Gedankenexperiment dient dazu, einem Lieblingsargument in der Theodizee-Frage den Wind aus den Segeln zu nehmen, welches darin besteht, Sinn in jedem noch so widrigen Geschehen zu entdecken, z.B. in der Weise, dass das Übel hier das größere Gut dort befördert. Rowe baut das Szenario so auf, dass das Rehkitz-Geschehen in jeglicher Hinsicht vom übrigen Weltgeschehen isoliert ist, so dass das Übel des Leidens hier nicht mit einem größeren Gut dort verknüpft werden kann. (Es ist klar, dass jeglichen Einwänden in dieser Hinsicht durch eine entsprechende Schärfung des Gedankenexperiments begegnet werden kann: falls jemand auf die Idee kommen sollte zu fragen, ob es sich vielleicht um ein besonders böses Rehkitz gehandelt haben, dass in Zukunft ansonsten noch eine Menge Untaten begangen hätte etc.)