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gedankenexperimente:prinz_und_schuster

Prinz und Schuster

1. Quelltext

John Locke: An essay concerning human understanding, Book 2, Ch. 27, Sec. 15 (EA 1690). Hier zitiert nach der Ausgabe Philadelphia: Kay, 1846. Deutsche Übersetzung des Versuch über den menschlichen Verstand von J. H. von Kirchmann, Berlin: Heimann, 1872. http://www.zeno.org/nid/20009208232

» 15. And thus we may be able, without any difficulty, to conceive the same person at the resurrection, though in a body not exactly in make or parts the same which he had here, the same consciousness going along with the soul that inhabits it. But yet the soul alone, in the change of bodies, would scarce to any one, but to him that makes the soul the man, be enough to make the same man. For should the soul of a prince, carrying with it the consciousness of the prince's past life, enter and inform the body of a cobbler, as soon as deserted by his own soul, every one sees he would be the same person with the prince, accountable only for the prince's actions; but who would say it was the same man? The body, too, goes to the making the man, and would, I guess, to every body determine the man in this case; wherein the soul with all its princely thoughts about it, would not make another man; but he would be the same cobbler to every one besides himself.«

»§ 15. Deshalb hat die Dieselbigkeit der Personen bei der Auferstehung keine Schwierigkeit, wenn sie auch mit einem Körper erfolgt, welcher in Gestalt und in seinen Theilen nicht genau der ist, den man hier hatte, so fern nur dasselbe Bewusstsein in der den Körper bewohnenden Seele verharrt. Dennoch wird die Seele allein, bei dem Wechsel ihrer Körper, nur demjenigen, der sie hat, für die Dieselbigkeit des Menschen genügen. Denn wenn die Seele eines Fürsten mit dem Bewusstsein des fürstlichen Lebens in den Leib eines Schuhflickers einträte, sobald dessen Seele ihn verlassen hätte, so würde doch Jeder ihn für dieselbe Person mit dem Fürsten halten, der für dessen Thaten einzustehen hätte; allein würde man ihn deshalb für denselben Menschen nehmen? Auch der Körper macht den Menschen und würde hier wahrscheinlich für Jedermann den Menschen bestimmen, während die Seele trotz all ihrer fürstlichen Gedanken keinen an dern Menschen aus ihm machen würde; vielmehr würde er für Jeden, sich selbst ausgenommen, derselbe Schuhflicker bleiben.«

2. Szenario

Man stelle sich vor, Geist und Seele eines Prinzen würden in den Körper eines Schusters wechseln (sobald dessen Seele den Körper verlassen hat), Erinnerungen etc. des Prinzen dabei. Nun würden die Außenstehenden erkennen, dass im Körper des Schusters der Geist des Prinzen steckt und ihn darum entsprechend behandeln, also z.B. für die Taten des Prinzen verantwortlich machen: aber würde man sagen, er sei derselbe Mensch?

3. Argumentative Funktion

4. Kommentar

Was macht die Person aus: der Geist, der Körper, beides zusammen? Locke meint, der Geist; Kontinuität würde sich durch die Kontinuität des Geistes ergeben: die Erinnerungen an vergangene Handlungen, sei es mit diesem Körper oder jenem.

5. Literatur

Enthalten in: Bertram 2012, 114-119; Levy 2017, 134; Tittle 2005, 70-71.

6. Schlagworte

  • Locke, John (1632-1704)
  • Philosophie der Person
  • Klassisches Gedankenexperiment
gedankenexperimente/prinz_und_schuster.txt · Zuletzt geändert: 2019/01/02 17:44 von jge