Quelle: John Locke: An essay concerning human understanding, Book II, Ch. 21, Sec. §10. - EA 1690.
Englisch zitiert nach http://infomotions.com/etexts/philosophy/1600-1699/locke-essay-113.htm
Deutsch zitiert nach der Ausgabe: John Locke: Versuch über den menschlichen Verstand. In vier Büchern. Übers. und erl. von J. H. von Kirchmann. Berlin: Heimann 1872.
»10. Belongs not to volition. Again: suppose a man be carried, whilst fast asleep, into a room where is a person he longs to see and speak with; and be there locked fast in, beyond his power to get out: he awakes, and is glad to find himself in so desirable company, which he stays willingly in, i.e. prefers his stay to going away. I ask, is not this stay voluntary? I think nobody will doubt it: and yet, being locked fast in, it is evident he is not at liberty not to stay, he has not freedom to be gone. So that liberty is not an idea belonging to volition, or preferring; but to the person having the power of doing, or forbearing to do, according as the mind shall choose or direct. Our idea of liberty reaches as far as that power, and no farther. For wherever restraint comes to check that power, or compulsion takes away that indifferency of ability to act, or to forbear acting, there liberty, and our notion of it, presently ceases.«
»§ 10. (Die Freiheit gehört dem Wollen nicht an.) Wird dagegen ein Mensch im Schlafe in ein Zimmer getragen, wo sich Jemand, befindet, den er gern sehen und sprechen will, und wird er dort so eingeschlossen, dass er nicht herauskann, und erwacht er und freut er sich, einen so erwünschten Gesellschafter zu treffen, bei dem er gern bleibt, d. h. wo er das Bleiben dem Fortgehen vorzieht, so frage ich, ob dieses Bleiben nicht freiwillig ist? Niemand wird dies bestreiten, und dennoch kann er, da er fest eingeschlossen ist, nicht fortgehen und hat nicht die Freiheit, nicht zu bleiben. Die Freiheit ist deshalb eine Vorstellung, die nicht dem Wollen oder Vorziehen angehört, sondern dem Menschen, der nach seiner Wahl etwas thun oder nicht thun kann.«
Ein Mann wird, während er schläft, in einen Raum gebracht, wo sich eine Person aufhält, die er schon lange dringendst zu treffen wünscht. Er wird dort eingeschlossen, so dass er nicht selbst den Raum verlassen kann. Er erwacht und freut sich, die lange vermisste Person zu treffen. Ist sein Bleiben freiwillig?
Locke möchte den Unterschied zwischen und das Verhältnis von Freiwilligkeit und Freiheit klären.
Enthalten in: Bertram 2012, 108-114; Levy 2017, 133-136; Staschok 2007, 79-80; Tittle 2005, 16-17.